Alte Taxler-Rufnummer: Ein Telegram von Attila

Beim Schießtraining mit furchterregendem Gewehr: Attila Hildmann hat ein martialisches Profilbild bei seinem neuen Telegram-Account eingerichtet

Beim Schießtraining mit furchterregendem Gewehr: Attila Hildmann hat ein martialisches Profilbild bei seinem neuen Telegram-Account eingerichtet (und zwischenzeitlich wieder gelöscht)

Vegane Köche, die zu Hasspredigern mutieren, sind kein naheliegendes Thema für einen Taxi-Blog. Anders verhält es sich bei Attila Hildmann, der neuerdings eine Handynummer verwendet, die früher ein bekannter Taxiunternehmer nutzte. Mit diesem Mobilfunkanschluss bastelte sich Hildmann jüngst einen weiteren Account beim WhatsApp-Rivalen Telegram. Dieser Messenger ist bei ganz unterschiedlichen Kreisen beliebt: Bei russischen Normalbürgern und iranischen Dissidenten, bei rechtsradikalen Doitschen genauso wie beim Hamburger Taxigewerbe, der Multikulti-Vorzeigebranche überhaupt. Die Fertigkeiten des „verrückten Kochs“ beim Schnippeln von Zucchinis und Möhren können nicht bestritten werden. Vergleichbare technische Fertigkeiten kann er bei seinem neuen Job als bloggender Reichspropagandapups allerdings nicht vorweisen, weswegen plötzlich und ganz unerwartet bei einigen Taxifahrern eine Telegram-Nachricht samt entlarvendem Foto (siehe oben) auf ihren Smartphones aufploppte.

 

Die Irritation begann am Donnerstag dieser Woche, Viertel nach zwölf: Der Stamm-Messenger der Taxibranche in der Stadt an Elbe und Alster meldet „Wolfgang Mühlbach benutzt jetzt Telegram“ (*) . Ich stutze, denn ich bin sicher, dass ich mit diesem bekannten Taxiunternehmer schon per Telegram kommuniziert hätte. Zumal der durchaus technikaffin ist, Signal beispielsweise (der Messenger, welchem Edward Snowden vertraut) hat er auch. Doch die Haare auf dem martialischen Profilbild passen nicht zu Mühlbach. Und dann der Telegram-Username: @ATTILAHILDMANNOFFICIAL . Ich tippe kurz auf die Bildschirm-Tastatur: „Hallo Wolfgang, bist du dunkelhaarig geworden? Oder ist auf dem Foto der Attila aus deinem Benutzernamen? Verwirrt: Clemens“. Eine Viertelstunde später eine zweigeteilte Antwort: „??“ Und dann: „Kennen wir uns?“ .

 

Irrläufer sind in der Geschichte der Kommunikation nichts Neues, auch nicht bei den neueren Formen des elektronischen Austauschs. Myriaden an SMS und eMails wurden an falsche Empfänger versandt mit teils dramatischen menschlichen und finanziellen Folgen. Erst die Nachrichten der modernen Instant Messenger (Telegram, WhatsApp & Co.) kennen die Möglichkeit einer nachträglichen Korrektur von Text und Versand.

 

Aber nicht einmal  jetzt ist man vor Irrläufern gefeit: Ein Kumpel aus alten Tagen, langjähriges Genossenschaftsmitglied bei Hamburgs Taxizentrale „Hansa„, kam vor ein paar Tagen meiner Bitte nach und sammelte einige Zitate aus dem internen Chat „Zeit für 211211“. Ich wollte ein Bild von der Stimmung nach der Genossenschafts-Versammlung bekommen, die Corona-bedingt erstmalig elektronisch stattgefunden hatte. Er stellte ein paar Chatnachrichten zusammen und sandte das an „Clemens“ – fatalerweise aber nicht an mich, sondern retour in die Chatgruppe. Failure! Auch schnelles Löschen half nichts, denn die Admins einer solchen Telegram-Gruppe können Korrekturen und Löschungen bis zu 48 Stunden später noch in ihren Logs sehen. Mein alter Kumpel bekam einen Rüffel, ich musste ihm versprechen, nichts von seinem Material zu verwenden, und ich brauchte einen geschlagenen Tag, eine andere Quelle aufzutun. Die machte denn auch technisch alles richtig (Achtung: Kurzanleitung für’s Whistleblowing): Nicht mit der Smartphone-App die Daten sammeln und (an die richtige Adresse!) weiterleiten, sondern mit einem Browser am PC (Firefox, Chrome, Opera, egal was) – davon bekommen die Logs nämlich nichts mit.

 

Von diesen und anderen technischen Zusammenhängen weiß Attila Hildmann offensichtlich nichts. Auch nicht, wie das Zusammenspiel von den modernen Messengern und der Kontaktverwaltung seines Smartphones funktioniert. Grob und kurz: Die Systeme schauen, ob es Übereinstimmungen von Rufnummern gibt. Die werden als „WhatsApp“- oder „Telegram“- oder „Signal“-Kontakte angezeigt. Eine Überprüfung, ob Rufnummer und Kontakt noch zusammen passen, findet nicht statt. Kurzum: So bekamen einige Taxifahrer vorgeblich eine Telegram-Nachricht von Wolfgang Mühlbach, obwohl in Wirklichkeit @ATTILAHILDMANNOFFICIAL sein neues Profilbild Gassi führen wollte.

 

BTW: Warum eigentlich „OFFICIAL“ in „@ATTILAHILDMANNOFFICIAL“? Ganz reinrassig ist der Username wirklich nicht, eher eine denglische Mischehe. Germanisch korrekt wäre eher @ATTILAHILDMANNOFFIZIELL. Was wohl der Führer dazu gesagt hätte …

BTWzwo: Sie kennen Attila Hildmann nicht und wissen gar nicht, um wen oder was es in dem Artikel eigentlich ging? Vielleicht hilft eine jüngere Veröffentlichung von @ATTILAHILDHEIMOFFICIAL für Ihre erste vorsichtige Ferndiagnose:

(*) Name geändert