Umweltschutz: Ein Loblied auf die Langlebigkeit
Autos sollen umweltfreundlicher, oder korrekter: weniger umweltschädlicher werden. Das ist das erklärte Ziel der Politiker und Fachleute, zumindest, wenn sie auch weiter ernst genommen werden wollen. Deshalb hat der Kampf um die automobile Zukunft begonnen. Der Umstieg auf Elektromobilität kommt immer näher, die Autokonzerne weltweit bereiten sich auf einen zunehmenden Wechsel ihrer Antriebstechnologien vor. Der Grund ist leicht nachvollziehbar: Die Luftqualität muss deutlich besser werden, insbesondere in Städten und Ballungsgebieten. Da sind zentrale Energie-Erzeuger und die dort möglichen technischen Abgasbehandlungen deutlich im Vorteil, als wenn wie bisher die Abgase an Millionen einzelnen Verbrennern gefiltert und entgiftet werden müssen. Und wenn der Anstieg von „grünem Strom“ aus Wind und Sonne so weitergeht wie bisher, fallen auch diese großtechnischen Abgase immer seltener an.
Ein anderer Aspekt der Verringerung von Umweltdreck durch Verkehr wird dagegen zu selten thematisiert: Die fehlende Langlebigkeit und mangelnde Reparaturfreundlichkeit moderner Autos. Ein Loblied auf den Fahrzeugbau der 90er Jahr ist der Artikel „Fahrzeugbau: Autos für die Ewigkeit“ vom „Spiegel“. Berichtet wird von Audis aus den 80er und 100er-Serien, die seit Jahrzehnten rostfrei und zuverlässig ihren Dienst tun. Auch das legendäre London-Taxi und das bei Taxlern in Deutschland einst besonders beliebte Mercedes-Modell W124 werden für ihre Langlebigkeit gelobt, Geschichten von solchen Droschken mit einer Million Kilometer auf dem Buckel erzählt. Bei den heutigen Taxi-Modellen sind viele froh, wenn davon ein Viertel im harten Taxialltag ohne größere Probleme erreicht wird. Länger nutzen anstatt permanenter Neukauf hat auch eine andere ökologisch vorteilhafte Auswirkung: Bei den neu gebauten Fahrzeugen mit den verzweigten, internationalen Lieferketten der ganzen Einzelteile fallen alleine pro Fahrzeug bis zu einer Tonne Verpackungsmaterial als Müll an. Welcher bei einer doppelten solangen Nutzung einmal ersatzlos entfällt.
Allerdings darf bei den kommenden Elektrofahrzeugen wieder mehr auf eine solche lange Haltbarkeit gehofft werden, egal ob die Elektromobilität mit großen Akkus oder mit einer Wasserstoff verbrauchenden Brennstoffzelle realisiert wird. Denn zumindest die Elektromotoren dürften eine bis zu zehnfach längere Strecke problemlos bewältigen gegenüber den heute hochgezüchteten Diesel- und Benzinmotoren.
Dass Akkus problemlos 10 Jahre und länger halten können, berichten Besitzer der 2. Generation des Hybrid-Pioniers Toyota Prius. Das Toyota-Setting aus einem verschleissarmen Saugmotor ohne fehleranfällige Turbo- und Direkteinspritzer-Technik sowie den langlebigen und spritzigen Elektromotoren zur Unterstützung hat sich als besonders zuverlässig herausgestellt. Bei diesen Fahrzeugen hat sich herumgesprochen, dass vor 400 oder 500 Tausend Kilometern Laufleistung in der Regel keine größeren Reparaturen zu erwarten sind. Die Akkus halten zumeist ebenso lange wie die Motoren und Getriebe. In vielen Städten der Welt beherrschen deshalb Hybrid-Fahrzeuge, zumeist von Toyota, den örtlichen Taximarkt. In Deutschland ist Berlin die Prius-Stadt, jedes 4. Taxi wird dort hybrid gefahren.
Es bleibt zu hoffen, dass mit der Novellierung des PBefG (Personenbeförderungsgesetzes) nicht die Taxibranche zu zwangsweisen Testflotten für neue Elektrofahrzeuge verdonnert werden, deren Langlebigkeit noch längst nicht erwiesen sind. Mit den erprobten Hybrid-Antrieben, die es mittlerweile auch von anderen Herstellern gibt, gäbe es einen sanfteren Umstieg weg von den Diesel- und hin zu strombetriebenen Motoren. Das hatte auch die vormalige Hamburger BWVI (Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation) in ihrem Bericht zum Stand der Elektromobilität so gesehen und erst einmal die Hybridisierung der Taxiflotte empfohlen.
Text: Clemens Grün
Foto: TAXI-MAGAZIN.DE
Erstveröffentlichkeit: 25.08.2020