Tasbilek Now Down

Am Nachmittag noch sprach Orhan Tasbilek auf der von ihm angemeldeten Taxidemo „Free Now Down“ gegen die Firmenpolitik des App-Vermittlers FreeNow. Nur kurze Zeit später stand fest: Er verliert seinen Platz im Parlament der Hamburger Handelskammer.

Vor drei Jahren war Orhan Tasbilek, damals noch Mehrwagenunternehmer mit Sitz in Stellingen, durch den überwältigenden Wahlsieg der Liste „Die Kammer sind wir!“ ins Handelskammer-Plenum gewählt worden. Dadurch verlor Thomas Lohse, seit letzter Woche 1. Vorsitzender der Taxizentrale „Hansa Funk“, seinen langjährigen Sitz in der HK. Jetzt erhielt Tasbilek nur noch 124 Stimmen, sein stärkster Konkurrent Christian Brüggmann (Vorsitzender der „Taxen-Union Hansa“) überrundete ihn mit 210 Stimmen deutlich. Durch die Splittung der Stimmen aus dem Taxigewerbe wird erstmalig seit vielen Jahren kein Taxivertreter mehr in der Handelskammer sitzen. 241 Stimmen wären dafür nötig gewesen.

Während der drei Jahre in der Handelskammer fiel Tasbilek mehr durch das Verfolgen von Eigeninteressen auf als durch eine effektive Gewerbevertretung. So gründete er gleich mehrere GmbHs mit dem Ziel, die neuen Geschäftskontakte, welche sich durch den Handelskammer-Sitz ergaben, zu versilbern. Anträge stellen oder Paper ausarbeiten, das übliche Tagwerk eines Parlamentariers, waren dagegen seine Sache nicht.

Tasbilek verdient mittlerweile sein Geld mehr mit Taxiwerbung (er ist Angestellter der Werbefirma „Fleet Ad“) und Unfallgutachten als mit seinem einzigen verbliebenen Taxi. Seine aktuellen Projekte sind ein neuer Bundesverband für das Taxigewerbe, eine Genossenschaft – beide mit Namen FFTD und bei beiden ist er Erster Vorsitzender (Vorstand). Hinzu kommt die Erstellung einer Tourenvermittlungs-App im Stile von mytaxi/FreeNow. Doch bei allen Projekten stottert es: Der Bundesverband hat in der Fläche kaum Zulauf und Wirkung, und die Genossenschaft weder eine belastbare Arbeitsstruktur noch eine erkennbare Entwicklung. Bei dem Taxi-App-Projekt liegt Tasbilek schon deutlich hinter der ursprünglichen Zeitplanung, welche einen Probebetrieb für September 2019 vorgesehen hatte. Doch von einer marktfähigen und konkurrenzfähigen Version ist die App mit dem sperrigen namen „taxi1.io – Das Original“ noch weit entfernt. Vor dem Hintergrund verwundert es nicht, dass die Verbreitung der App nicht an Fahrt gewinnt. Zumal Tasbilek noch keinerlei Strategie für die Tourengewinnung präsentieren konnte, welche gleichermaßen effektiv, schlagkräftig und kostenarm sein müsste.

Ivica Krijan, Taxi-Aktivist und neu bestellter Aufsichtsrat der Hansa-Genossenschaft, ist in letzter Zeit aufgefallen als Wegbegleiter von Orhan Tasbilek. Deswegen sollte seine Kritik an Tasbileks Fähigkeiten und Wirken ernst genommen werden: „Ich halte Orhan nicht für einen Profi Manager (…) ich (habe) wegen seiner Arbeitsweise nicht zu hohe Erwartungen“. Dass die Krijan-Kritik, veröffentlich vor wenigen Tagen in einem Telegram-Chat, zusammen mit kritischen Anmerkungen Dritter an Orhan Tasbilek und an dem unerfreulichen Stand seines App-Projektes, schnell wegzensiert wurde, ist leider in Tasbileks Einflussbereich schon traurige Normalität geworden.

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